Wer meistert bloß meinen Alltag?

| Katinka Friedrichs

Ich tu das ja alles gerne. Morgens bringe ich ihm den Kaffee ans Bett, wecke die Kinder, mache Frühstück, fahre Julian in den Kindergarten, Sina in die Schule, danach noch kurz bei der Schwiegermutter vorbei, um ihr ihre Feuchtigkeitscreme zu bringen, dann bekommt endlich der Hund seine Morgenrunde. 

Jetzt mach schon dein Geschäft, Scotty! Ich kümmere mich, versorge, organisiere. Das alles noch vor der Fahrt ins Labor. Und an manchen Tagen, wenn mein Chef wieder mit Zerstreuter-Professor-Miene unterwegs ist, geht es dort genauso weiter. Ich organisiere, kümmere mich, versorge …

Und nach der Arbeit geht es weiter. Der Hund hat in den Stunden, die er allein zu Hause war, mal wieder mindestens eine Vase zerlegt und die Nachbarn entnervt. Die Kinder haben vom Vater vom geplanten Theaterbesuch der Eltern heute Abend erfahren und beschlossen, ganz plötzlich Fieber zu bekommen. Das ist der ganz normale Alltagswahnsinn. Die doofe Werbung nennt das ganz romantisch „Familienmanagerin“, ich selbst nenne mich eher Familien-Trottel. Ist doch wahr. Warum kümmere immer ich mich um alles: Wer betreut die Kinder, wenn wir ins Kino gehen, wer versorgt die Schwiegermutter, wenn wir im Urlaub sind, und wer passt eigentlich auf den Hund auf? Lass das, Scotty!

Hier und da helfen natürlich die Freunde gern. Aber mal ehrlich, dieses Füreinanderdasein auf Gegenseitigkeit hat auch seine Tücken. Bestes Beispiel: Umzüge! Mittlerweile bin ich ja ganz froh, dass so viele meiner Bekannten ein eigenes Haus haben, so ziehen sie wenigstens nicht dauernd um. Mit Schrecken denke ich an die Zeit zurück, als ich gerade mit dem Studium fertig war – es war kein Problem, locker zwanzig Bekannte zum Möbelschleppen zu verdonnern, aber man vergaß leicht die Kehrseite der Medaille, dass man sich damit nämlich selbst gleichzeitig zur Mithilfe bei zwanzig weiteren Umzügen verpflichtete. Nun, mittlerweile lassen die Umzüge zum Glück nach, viele ziehen ob der Erinnerung an die zerbrochenen und zerkratzten Gegenstände vom letzten Umzug sowieso lieber gleich ein Transportunternehmen hinzu, und wenn ich doch noch mal gefragt werde, habe ich Rücken.

Während man aber beim Umzug früher eher nicht so genau hinguckte, auf wessen Hilfe man vertraute, ist man bei der Betreuung seiner Liebsten schon wählerischer. Meiner Freundin Jana würde ich zwar mal für einen Abend meine Schwiegermutter anvertrauen, keinesfalls aber meinen Hund. Meine Schwiegermutter würde ich zur Not mal ein Wochenende den Garten  betreuen lassen, keinesfalls aber die Kinder. Und meinen Mann würde ich keinesfalls einen Abend auf Jana aufpassen lassen.  Da hole ich mir lieber professionelle Unterstützung. Und manchmal hilft es ja auch, einfach ein bisschen zu klagen. Ich tu das ja eigentlich alles gern. 

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